Bereits seit einigen Jahren ist unser Nico ein begeisterter Schmied. Selten leuchten seine Auge so, wie wenn er auf glühendem Stahl herumhämmert. Seine Leidenschaft gehört dabei der Herstellung von Messern und anderen Waffen. Dabei ist er neben allen Bemühungen, historisch korrekt zu arbeiten auch modernen Arbeiten nicht abgeneigt. Derzeit arbeitet er an der Konstruktion einer transportablen wikingerzeitlichen Schmiedevorrichtung, die sich auch für Märkte eignet.


Geschichte der Schmiedekunst

Bereits die Ägypter verfügten über Waffen, Sicheln und Schiffsbeschläge aus Eisen. So stammt das älteste bisher gefundene Eisenstück aus der Pyramide des Cheops. Sein Alter wird auf 4900 Jahre geschützt. Der Werkstoff Eisen war aber auch in Assyrien und Babylon sowie in Phönizien und Palästina bekannt. So taucht beispielsweise in der Bibel Tubalkain auf, der ein Schmied war (Moses I, 4,22).
Die Chinesen datieren die Erfindung des Stahls auf 2000 v.Chr. Damals wurde auch indischer Stahl sehr bekannt. Aus dem Orient und Ägypten wurde das Wissen nach Griechenland getragen. So nutzten auch die Römer und Griechen Eisen; nichtsdestotrotz sind nur wenige Fundstücke aus dieser Zeit gefunden worden. Bemerkenswert ist aber, dass die Griechen das Eisen nicht nur für Waffen und Ackerbau verwendeten, sondern daraus auch kunstvolle Gefäße, Ringe und Statuen fertigten. Solche wurden unter anderem auch bei etruskischen und römischen Gräberfunden entdeckt.
Man erkannte aber sehr schnell, dass Eisen stärker der Korrosion ausgesetzt war als Bronze. Folglich verwendete man Eisen und Stahl aufgrund ihrer Härte weiterhin für Gebrauchsgegenstände wie Werkzeuge und Waffen. Für Prunk- und Luxusgegenstände wählte man dagegen vorzugsweise Bronze. Für eindeutig künstlerische Formen entschied man sich nur ausnahmsweise.
Gusseisen war auf Grund der mangelnden technischen Fähigkeiten zu dieser Zeit noch unbekannt.

Mit dem Untergang des Römischen Reichs ging zwar auch das bis dahin gewonnene Wissen der Schmiedekunst wieder verloren, aber diese Tatsache hat geschichtlich nur eine untergeordnete Bedeutung, da das Gebiet der Schmiedekunst ohnehin noch weitgehend unerschlossen war. Dies ist nicht zuletzt auf zahlreiche Kriege zurückzuführen, die die Aufmerksamkeit der Schmiedetechnik eher in Richtung Entwicklung modernerer Waffen lenkten, sodass die Schmiedekunst an sich wenig gefördert wurde. Daher blieb es dem Mittelalter vorbehalten, die Schmiedetechnik selbständig zu gestalten und für diese einen Stil zu finden, der mit dem vorangegangenen aus der Antike kaum etwas gemein hat. Es ist schon bewundernswert, welch fein ausgearbeitete Kunstschmiedewerke mit doch so einfachen Werkzeugen (Hammer und Ambos) in dieser Zeit entstanden sind. Ab etwa dem 10. Jahrhundert prägte die Kunstschmiedetechnik bereits in hohem Maße Architektur und Gewerbe. Und so nutzte auch die Kirche sehr schnell die Dienste der neuen Technik für Türen, Tore, Truhen, Fenstergitter und Leuchter. Die äußere Erscheinung der romanischen Schmiedearbeiten war aber noch wenig aufwendig. Einfache Teile wurden schlicht zusammengeschmiedet. Erst mit dem Übergang zur Gotik gewann die Nietung an Bedeutung. Mit der Zeit stellte man zierliche Kronleuchter, Laternen, reiche Schloßbeschläge und ornamental ausgestattete Schlüssel her.
Im Ganzen betrachtet kann man nicht behaupten, die Schmiedekunst im Mittelalter habe die künstlerische Wirkung späterer Epochen erreicht. Es ist aber bemerkenswert, mit welch primitiven Mitteln doch so hervorragende Leistungen erzielt wurden.


Ausstattung der Schmiede

Eine Schmiede enthielt folgende Arbeitswerkzeuge: eine Esse (Schmiedefeuer), Blasebalg, Amboß und dazu Hammer und Zangen.

Die Esse funktionierte wie ein umgekehrter Abzug. Auf einer Art Tablett lag Kohle. Diese wurde mit einem Feuerstein, einem Stück Eisen und eines mit Schwarzpulver angereicherten Pilzes entzündet. Dann blies der Schmied mit zwei Blasebälgen Luft von unten in das Feuer. So erreichte das Feuer eine Temperatur von etwa 1800° C. Das zu bearbeitende Stück Eisen wurde in das Feuer gehalten und schmolz bei etwa 1400°C. Damit dies nicht auch mit den Werkzeugen des Schmieds passierte, mußte er immer „mehrere Eisen im Feuer haben“.

Das glühende Eisen wurde dann mit einem dieser Werkzeuge zum Amboß getragen und dort mit den verschiedensten Hämmern bearbeitet. Der Amboß war ein massiver Eisenblock mit vielen Hilfsmitteln zum Schmieden verschiedenster Formen. Auch gab es für jede Form einen bestimmten Hammer. Der Schmied schmiedete das Eisen durch gezielte, gefühlvolle Hammerschläge in jede gewünschte Form. War das Eisen fertig geformt, so wurde es in kaltem Wasser abgeschreckt. Unter lautem Zischen kühlte es ab und härtete gleichzeitig aus. Danach wurde es entweder direkt verkauft oder an einen feiner arbeitenden Schmied, wie zum Beispiel den Silber- bzw. Goldschmied, weitergegeben.


Schmiedekunst der Wikinger

Die Wikinger nutzten das Schmiedehandwerk in erster Linie für einfach herzustellende Gegenstände wie Messer, Pfeilspitzen und einfache Werkzeuge. Jedoch lassen sich auch (z.B. in Haithabu) Hinweise finden, dass auch aufwendigere Waffen hergestellt wurden.

Funde von Hämmern, Zangen und Ambossen belegen, dass das Schmiedehandwerk zur Wikingerzeit recht verbreitet war. Ebenso lassen gefundene Roheisenbarren verschiedenster Regionen darauf schließen, dass mit der Schmiedeware auch reger Handel getrieben wurde – vor allem in den großen damaligen Handelszentren wie Haithabu oder Birka.


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