Hat man einen gewissen Anspruch an seine Darstellung, so kommt man irgendwann – wenn man nicht Unmengen Geld ausgeben möchte – um eine Handwerkstechnik nicht herum: Das Nähen. Nahezu jeder in unserer Gruppe hat sich darin schon versucht – mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg. Generell sind die meisten unserer Gewandungen selbst genäht, gerne auch in reiner Handarbeit – also ohne Zuhilfenahme einer modernen Nähmaschine. Oft muss es aber auch mal schnell gehen, weil das nächste Mittelalterfest schon vor der Tür steht und der neue Mantel unbedingt noch vorher fertig werden muss. In solchen Fällen ist dann Schummeln auch durchaus erlaubt. Denn wie lautet noch mal der kürzeste Mittelalterwitz? „Das machen wir im Winter.“ Genau.

Beim mittelalterlichen Nähen bedient man sich verschiedener Stiche für unterschiedliche Nahtarten.


Zum Versäumen bietet sich der Überwendling-Stich an – ein einfacher Schlingstich durch alle Stoffschichten.

einfache Stoßnaht im Überwendling,
anschließend die Nahtzugabe ebenfalls mit diesem
Stich vor Ausfransen schützen;

einfache Stoßnaht im Überwendling,
anschließend die Nahtzugabe einmal umschlagen
und mit demselben Stich sichern –
so franst garantiert nichts mehr aus;

hier wird zuerst eine Stoßnaht mit Überwendling
gearbeitet und anschließend die Nahtzugaben
ineinander geschlagen und mit demselben Stich gesichert –
das spart eine Naht und es franst nichts aus;

Überwendling-Stich als Saumstich,
oberes Bild: normaler Umschlagsaum,
unteres Bild: Rollsaum;


Der einfache Heftstich oder auch Vorstich kann zum einen mit langen Stichen (ca. 1-1,5 cm) als Heftstich für Anproben etc. verwendet werden, oder – selten – auch als Nahtstich, dann aber mit deutlich kürzerer Stichlänge (ca. 1-3 mm). Er wird zum Beispiel zum Aufnähen von Applikationen oder für Abnäher verwendet.


Der Rückstich wurde selten als Nahtverbindung verwendet sondern zum Festigen eines Saums. Dabei wird durch alle Stoffschichten ein- und ca. 5 mm weiter nach oben gestochen. Dann geht man mit der Nadel eine Stichbreite zurück und sticht dann wieder durch alle Schichten ein und wieder nach oben. So entstehen auf der einen Seite sich überkreuzende Schlaufen, auf der anderen eine geschlossene Naht.


Der Hexenstich ist in der Mittelalterszene wohl derjenige, den man am häufigsten hört. Tatsächlich wurde er aber eher selten verwendet, hauptsächlich an der oberen Kante von Trägerröcken. Er ist wohl eher als Zierstich zu sehen.


Noch seltener ist der Schlingenstich. In der gesamten wikingerzeitlichen Fundlage ist er angeblich nur einmal anzutreffen – mit ihm wurde ein Flicken auf eine Tunika genäht.


 

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