„Mir ist langweilig…“ – „Magst ma a Mütze nadeln?“

Unterhaltungen dieser Art kommen in unserer Gruppe durchaus vor. Handstulpen, Handschuhe, Socken, Mützen… Irgendjemand hat immer Verwendung für etwas Nadelgebundenes. Und da man zum Nadelbinden nur Wolle und eine Nadel braucht, ist dieses Handwerkszeug auch immer mit im Gepäck und stets schnell parat für die ein oder andere Beschäftigungstherapie, wenn’s auf Lager mal „fad“ wird.

Das Nadelbinden – oder Naalbinding – ist eine alte Technik, bei der durch ineinander verflochtene Schlingen ein Flächengewebe entsteht. Benötigt werden dazu nur Garn – vorzugsweise Wollgarn – und eine Nadel. Der Faden wird spiralförmig in Schlingenketten gelegt, wobei jede neue Schlinge durch einen systematisch geführten Verbindungsstich mit den anderen verbunden wird. Je nach Garnstärke und Stichvariante entstehen so unterschiedlich feste und dicke Gewebe.

Die Grundlage der zahlreichen Stichvarianten ist der vom Nähen bekannte Knopflochstich oder auch Schlingenstich, was das Nadelbinden eher dem Sticken, Nähen oder dem Knüpfen von Fischernetzen vergleichbar macht. Im Gegensatz zum Stricken und Häkeln wird beim Nadelbinden jeweils der gesamte Fadenvorrat durch die Schlingen geführt. Nadelgebundene Gewirke erscheinen oberflächlich in Struktur und Aussehen gestrickten oder gehäkelten Textilien ähnlich. Der größte Vorteil gegenüber Strickware ist, dass nadelgebundene Gewirke beim Reißen eines Fadens keine Laufmaschen bilden und sich nicht auflösen. Allerdings ist nadegebundenes Gewebe dadurch auch bedeutend schwerer aufzutrennen, wenn man sich mal in Größe oder Form vertan hat.

Die Nadeln fürs Naalbinding können flach oder rund sein, aus Holz, Bein oder Bronze, und haben in der Regel eine Länge von 8 bis 12 cm. Als Garn eignet sich jedes gebräuchliche Handarbeitsgarn, besonders gut jedoch Wolle, wegen ihrer Filzeigenschaft.

Nadelgebundene Textilien waren in nahezu allen Kulturen der Welt verbreitet. Der älteste Fund einer Nadelbindearbeit stammt aus der Jungsteinzeit. In Deutschland wurden nadelgebundene Textilien bis etwa 1550 noch in nennenswertem Umfang hergestellt, also noch etwa 300 Jahre nach der Verbreitung des Strickens. Allerdings verschwand das Nadelbinden danach fast völlig. Es gibt historische Funde von nadelgebundenen Handschuhen, Socken, Mützen, Milchsieben aus Tierhaar, daneben existieren ebenfalls einige Funde von jacken- und hemdähnlichen Textilien in Nadelbindetechnik.

Für die Wikingerzeit gibt es tatsächlich wenig Belege für Nadelgebundenes – lediglich eine Socke wurde gefunden. Was aber immerhin beweist, dass es das Naalbinding wohl auch bei den Wikingern gegeben hat.

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