Ida Karlsdottir ist unsere Weberin. Angefangen hat sie vor 3 Jahren mit dem Brettchenweben auf einem selbstgebauten Webrahmen, der zwar nicht wirklich üblich war für unsere Darstellung der Wikinger im kaukasischen Raum um 1000 n. Chr., aber dafür für Lager sehr praktisch ist. Sie versucht sich in verschiedensten Techniken und Mustern, von einfachen Einzugsmustern bis hin zu Flottierungen und Broschur ist alles dabei. Beim Arbeiten kann man ihr dabei gerne über die Schulter schauen und bekommt seine Fragen zu Geschichte und Technik des Brettchenwebens auch jederzeit gerne beantwortet.

Das Kammweben am Gürtel zählt ebenso zu ihrem Repertoire wie das Weben am Oseberg-Webrahmen. Ihr neuestes Projekt ist ein Gewichtswebstuhl, der es ihr erlaubt, selbst versponnene (und selbstgefärbte) Wolle zu breiteren Werkstücken wie Schals oder Schafwoll-Flickenteppichen zu verarbeiten.


Zur Geschichte des Brettchenwebens

Die Geschichte des Brettchenwebens ist eine sehr alte und umspannt beinahe die gesamte alte Welt. Jedoch ist es leider schwierig, die ältesten Stücke genau zu identifizieren. Zum einen finden sich Textilfunde prinzipiell sehr selten, und wenn dann häufig nicht gut erhalten, da Gewebe die Zeit leider lange nicht so gut überdauert wie andere Materialien. Zum anderen gibt es nur wenige Spezialisten auf dem Gebiet des Brettchenwebens und so ist es oft schwierig zu entscheiden, ob ein noch erhaltenes Gewebe nun wirklich brettchengewebt ist oder durch andere Webtechniken gefertigt wurde. Gelegentlich lassen jedoch gefundene Brettchen aus Holz, Horn oder anderen Materialien darauf schließen, dass die Technik des Brettchenwebens bekannt war und praktiziert wurde.

So datieren älteste Funde, die jedoch nicht eindeutig als Brettchengewebe identifiziert werden konnten, zurück auf das 3. Jahrhundert n. Chr. Wurden brettchengewebte Borten anfangs nur als Abschluss eines am Webstuhl gefertigten Webstückes gefunden, also direkt an das Gewebe angewebt, so finden sich später auch nachträglich aufgebrachte Borten, welche einzeln gefertigt wurden.

Bis heute wird das Brettchenweben noch in so manchen Kulturen praktiziert, so zum Beispiel im Kaukasus, Burma, Algerien, im Yemen, der Slovakei, in Afghanistan, Norwegen und Island.


Zur Technik des Brettchenwebens

Das Brettchenweben ist eine Webtechnik zur Herstellung textiler Bänder und Gewebeabschlusskanten mittels Verbindung zweier Fadensysteme. Beim Brettchenweben läuft das Kettfadensystem durch eine Anzahl Webbrettchen aus Holz oder Karton (in früheren Zeiten auch aus Horn oder Pergament) mit einer unterschiedlichen Anzahl von Löchern. Die Bildung des Webfaches erfolgt durch seitliches Verdrehen der Webbrettchen. Ein in das Webfach eingebrachter Schussfaden verbindet das Kettfadensystem zu einem Gewebe.

Je nach verwendeter Webtechnik werden in alle oder nur einige der Löcher der Brettchen Kettfäden gezogen. Die Anzahl der Brettchen nebeneinander und die Stärke der verwendeten Kettfäden bestimmen die Breite des entstehenden Gewebes. Alle Kettfäden müssen eine gleichmäßige Spannung haben. Die Flächen der Brettchen stehen parallel zur Kette. Dreht man die Brettchen in dieser Stellung in eine der beiden möglichen Richtungen, so werden die Fäden jedes Brettchens für sich zu einer Schnur verzwirnt. Dabei öffnet sich bei vierlöchrigen Brettchen, nach jeder Drehung um 90° ein neues „Webfach“ – bei einer vollständigen Drehung der Brettchen um 360° nacheinander vier Fächer – bei denen jeweils ein anderer Kettfaden so an der Oberfläche liegt, dass er im entstehenden Gewebe sichtbar ist. Das zusammenhängende Gewebe entsteht, indem in das sich öffnende Webfach nun ein Schussfaden eingezogen und angeschlagen wird. Dieser hält die Verschnürung der Kettfäden zusammen und ist im Normalfall im fertigen Gewebe nicht zu sehen. Ausnahmen bilden die sogenannte Missed Hole Technik, bei der durch Löcher in der Oberfläche des Gewebes der Schussfaden sichtbar wird, und das Stippengewebe, bei dem der Schussfaden als punktförmiges Gebilde im Gewebe sichtbar wird. Bei diesen Techniken werden jeweils nur zwei oder drei Löcher der Brettchen mit Kettfäden bezogen.

Da sich beim Drehen der Brettchen ebenfalls der Kettvorrat entgegengesetzt zur beabsichtigten Drehrichtung der Brettchen verdreht, muss die Drehrichtung der Brettchen in regelmäßigen Abständen gewechselt werden. Dabei entsteht je nach der Anordnung der eingezogenen farbigen Kettfäden ein wiederkehrendes Muster. Man spricht hierbei auch von der Schnurbindungstechnik. Andere Techniken sind das sogenannte zweifarbige Weben Doubleface, bei dem das Muster mit lediglich zwei Farben gewebt wird. Charakteristisch hierbei ist, dass auf der Unterseite des Gewebes das Muster in den Farben genau komplementär zur Oberseite entsteht, also gewissermaßen als Negativ. Eine weitere Technik wird Köper genannt, weil die bei dieser Webtechnik entstehenden diagonalen Linien auf der Oberseite des Gewebes der Köperstruktur normaler Gewebe ähneln. Bei der Broschiertechnik lassen sich durch einen oder mehrere zusätzliche Schussfäden weitere Muster erzeugen.


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Bei den Bildern 3-9 handelt es sich um eine Rekonstruktion des auf das 6. Jhd. datierten Bandes Snartemo V, gefunden in Høgebostad, Norwegen. Das eingewebte Swastika-Motiv ist in der historischen Vorlage ebenfalls vorhanden und hat keinerlei rechtsradikale Hintergründe.