Auch das Sticken ist in unserer Gruppe immer eine gute Freizeitbeschäftigung, wenn man mal sonst nichts zu tun hat. Deckchen, um Fliegen aus Krügen fernzuhalten oder kleine Stickereien, um das neue Gewand zu verschönern – irgendetwas gibt es immer zu tun. Dabei bedienen wir uns wenn möglich wikingerzeitlichen Motiven und mittelalterlicher Sticktechniken. Die gängigsten wollen wir Euch hier kurz vorstellen:


Der Kettenstich gehört zur Familie der Schlingstiche. Jeder Stich gleicht dem Glied einer Kette, daher auch der Name. Der Stich ist sehr alt, einer der ältesten Funde ist ein Fragment eines Wandbehanges von 1160/70, welches ausschließlich aus Kettenstichen gefertigt wurde. Der Kettenstich kann entweder für das gesamte Motiv verwendet werden, oder aber zur Umrahmung eines im Plattstich oder Klosterstich gefertigten Stickbildes.

Bildergebnis für kettenstich


Auch der Plattstich ist ein sehr alter Stich, der im Mittelalter weit verbreitet war. Er eignet sich hervorragend, um Flächen auszusticken. Je nach Fadenverlauf schimmert die Oberfläche, wenn sie ins Licht gehalten wird, was der Stickerei schöne Effekte verleiht. Diese Technik ist in der Nadelmalerei häufig zu finden.Der Faden wird dabei immer parallel gestickt, wobei man fast jedes beliebige Motiv aussticken kann, solange die Fläche nicht zu groß ist. Angefangen wird immer an der schmalsten Stelle des gewählten Motivs, gestickt wird von unten nach oben. Für den Plattstich ist die Verwendung eines Stickrahmens unabdingbar, da der Stoff gut gespannt sein muß. Eigentlich ist der Stich recht einfach, aber man muß ein paar Punkte beachten, wenn man ein ordentliches Ergebnis erzielen will. Die Stiche müssen parallel verlaufen, der Stoff darf nicht unter der bestickten Fläche vorschimmern. Die Fläche selbst darf nicht zu groß sein, da der Faden sonst bei der Bewegung des Stoffes anfängt, locker zu “baumeln”.
Es ist wichtig, daß die Ein- und Ausstichpunkte genau platziert werden, damit die Konturen sauber werden. Man kann das Motiv anschließend auch mit dem Kettstich oder einem einfachen Rückstich noch einmal umrahmen, um so kleine Unsauberkeiten abzudecken.

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Der Klosterstich ist eine sehr authentische mittelalterliche Technik, die man seit mindestens dem 11. Jahrhundert verwendet. Schon der berühmte Bayeux Teppich aus dieser Zeit wurde unter hauptsächlich in dieser Stichart gefertigt. Er besteht aus senkrechten Spannstichen, die mit Querstichen festgelegt werden. Dadurch bleibt auf der Rückseite der größte Teil des Stoffes frei und man erhält eine flächendeckende Stickarbeit.

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Zuerst wird der Untergrund gelegt, indem man lange parallele Stiche ausführt. Diese werden aber nicht wie beim Plattstich auf der Vorder- und auf der Rückseite gleich gearbeitet, sondern – was erheblich Material spart – nur auf der Vorderseite angebracht. Wenn man also oben einsticht, dann sticht man auch oben genau neben dem vorangegangenen Einstich wieder aus. Von hinten sieht man also nur eine feine Linie aus Pünktchen oben und eine unten. Dann werden quer im Abstand von ca. einem halben Zentimeter auf die gleiche Weise Fäden gestickt. Auch diese verlaufen nur an der Vorderseite. Auf der Rückseite wird immer auf der gleichen Seite, auf welcher der Faden ausgestochen wurde, 5 mm weiter unten wieder eingestochen. Es entstehen also zwei gestrichelte Linien, eine rechts und eine links. Nun sieht man auf der Rückseite also praktisch die ungefüllte Umrahmung der Stickarbeit.

Im dritten Schritt werden nun die querlaufenden Fäden Reihe für Reihe mit dem Überfangfaden festgehalten. Wenn diese Arbeit getan ist, wird das Motiv mit einem einfachen Stich so nah am Motiv wie möglich umrahmt, um kleine Unsauberkeiten zu überdecken.

Diese Sticktechnik kann auch in umgekehrter Reihenfolge erfolgen, das heißt, daß zunächst die Konturen gestickt und die Flächen danach im Klosterstich ausgefüllt werden. Auf diese Weise wurde es wohl auch in den Klöstern gehandhabt, wenn eine der Stickerinnen zunächst das Motiv festlegte und viele andere es dann gemeinsam ausstickten. So zu sehen ist es beispielsweise bei den Bildstickereien im Kloster Lüne, die um 1500 entstanden sind.

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